Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich derzeit die verschiedensten Verschwörungstheorien und arbeiten dabei häufig mit antisemitischen Zuschreibungen. Auch strafrechtlich relevante antisemitische Übergriffe haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, so ist die Zahl laut österreichischen Verfassungsschutzbericht von 2011 bis 2014 um 365% gestiegen. Nicht zuletzt deshalb möchten wir uns in einer Vortragsreihe diesem Thema annehmen und zu einem stärkeren Bewusstsein und kritischer Reflexion anregen.
Pflegt man in der Wirtschaftskrise dem Finanzkapital die Schuld an der Misere zu geben, so ist die Trennung von „raffendem“ und „schaffenden“ Kapital nicht weit. Warum schon dieser Verfolgungswahn eine für den Antisemitismus charakteristische pathische Projektion ist soll hier ebenso aufgezeigt werden, wie danach gefragt werden soll, warum verkürzte Kapitalismuskritik, Antizionismus und Antiamerikanismus zu einem „neuen Antisemitismus“ geführt haben, bei dem sich rechtsextreme, linke und islamistische Parolen plötzlich aufs Haar gleichen.
Die Vortragende Dr.in Ljiljana Radoni? ist Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und APART-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, mit ihrem Habilitationsprojekt am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte: "Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen".